Wirbelnde Würstchen

Zwei Jahre lang bastelten Ingenieure an der perfekten Wurstsortiermaschine. Jetzt schafft sie 5000 Stück pro Stunde — à 100 Gramm

Eigentlich ist so ein Würstchen eine simple Sache: eine undefinierbare Fleischmasse, deren Bestandteile der Käufer lieber nicht so genau kennen möchte, eingehüllt in eine Haut aus Naturdarm mit gezwirbelten Enden. Bedeutende Unterschiede zwischen zwei Exemplaren einer Wurstspezies sind für den Laien nicht erkennbar: Ihm erscheinen alle Nürnberger kurz und gerade, alle Fleischwürste dagegen lang und gebogen. Auch Andreas Wolf unterlag lange diesem Irrglauben, heute weiß er es besser: Keine Wurst gleicht der anderen — eine Wahrheit, die den 36-jährigen Maschinenbauingenieur und seine Mitarbeiter immer wieder vor große Herausforderungen stellt.

„Würstchen kann man nicht normen. Sie sind, wie andere Naturprodukte auch, sehr heterogen: mal kürzer, mal krümmer“, sagt Wolf. Toleranzen von bis zu 15 Prozent seien nichts Besonderes. Dem Käufer im Supermarkt ist diese natürliche Individualität egal, doch die Fleischwarenhersteller haderten lange Zeit mit ihr: Weil die mitunter immensen Abweichungen eine maschinelle Verarbeitung der Produkte unmöglich machten, mussten Würstchen über Jahrzehnte von Menschenhand sortiert und abgepackt werden. Für die Firmen bedeutete dies höhere Produktionskosten und ein größeres Kontaminationsrisiko der Ware durch Keime, die von den Mitarbeitern übertragen wurden.

Eine Kamera prüft die Dicke

Bis 1998 kümmerten Wolf diese Sorgen der Industrie wenig; Würstchen brachte er lediglich ein privates Interesse bei Grillpartys oder in Imbissbuden entgegen. Professionelle Neugier für das Thema entwickelte der damalige Mitarbeiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) erst, als er im Zuge eines Forschungsprojekts auf die Firma imt robot in Fellbach stieß und dort als Projektleiter einstieg. Seine Aufgabe: eine universell einsetzbare Roboteranlage zu entwickeln, die auf einem Fließband liegende Würstchen in Gruppen sortiert und für die maschinelle Verpackung vorbereitet.

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